Thomas Bischoff – Mehr als Nachhilfe

Studien zeigen, dass Menschen, deren Engagement gefragt ist, sich auch weiter engagieren. Junge Menschen, die nie Erfahrung mit Beteiligung hatten, bringen sich auch später kaum ein. Allerdings liebäugeln auch viele jahrelang mit einem Engagement, können jedoch aus beruflichen Gründen keine Zeit dafür aufwenden. Mit der Pensionierung oder der Altersteilzeit eröffnen sich dann plötzlich neue Möglichkeiten. Das trifft auch auf Thomas Bischoff zu. Er steht knapp eineinhalb Jahre vor der Pensionierung, ist HTL-Ingenieur für Elektrotechnik und arbeitet als Informatiker in einem großen Dornbirner Unternehmen. Seit etwas mehr als einem Jahr gibt er in der OJAD, der offenen Jugendarbeit Dornbirn, einmal in der Woche an einem Nachmittag Nachhilfe in Mathematik, einem Fach, das ihm selbst immer gelegen hat, aber vielen Schüler:innen Mühe bereitet. Aus einer Lehrerfamilie stammend, war das Unterrichten zwar immer eine Option, er hat sich dann aber doch für einen technischen Beruf entschieden. Ein besonderes Herz hat er für Jugendliche. „Die Jugend ist unsere Zukunft, unser Potenzial. Wenn wir in Pension sind, muss jemand darauf schauen, dass das System weitergeführt wird,“ sagt Thomas Bischoff. Häufig fehlt es, wie er im Gespräch betont, an den förderlichen Rahmenbedingungen zuhause. Und es mangelt oft auch beim strukturierten Denken, das bei Mathematik besonders wichtig ist. Er versucht mit seinen Schüler:innen eine Struktur aufzubauen, dass diese immer gleich arbeiten und verstehen, was die Aufgabe ist, damit zum Schluss das Ergebnis stimmt. Dass die verfügbare Zeit für Nachhilfe grundsätzlich immer zu wenig ist, frustriert ihn aber nicht, weil er sieht, dass die Jugendlichen freiwillig kommen und motiviert sind. Thomas Bischoff ist um ein kollegiales Verhältnis zu seinen Schüler:innen bemüht, erwartet aber auch eine gewisse Ernsthaftigkeit: „Ich möchte die Stunden hier nicht absitzen, dafür ist mir meine Zeit zu schade.“ Den Biss, der ihn selbst auszeichnet, und der ihn im Leben weitergebracht hat, versucht er seinen Schüler:innen zu vermitteln. „Wir sind eine Leistungsgesellschaft, sagt er ihnen, „und Du musst reinbeißen, wenn du weiterkommen willst.“ Gerade weil die Nachhilfe auf beiderseitiger Freiwilligkeit beruht und die Jugendlichen spüren, wie wichtig sie Thomas Bischoff sind, kann er ihnen Dinge sagen, die sie sonst wesentlich schwerer annehmen könnten. Und sie verleihen dieser Zeit – auch wenn es nur zwei Stunden pro Woche sind – ein besonderes Gewicht.

OJAD und Denkbar Lernbegleitung

„Denkbar Lernbegleitung“ ist ein flexibles und kostenloses Angebot für Jugendliche der umliegenden Mittelschulen, die von sozialer Belastung oder Ungerechtigkeit betroffen sind und ein besonderes Unterstützungsbedürfnis beim Lernen haben. Zahlreiche Freiwillige bieten Unterstützung bei der Prüfungsvorbereitung und Hausaufgaben und lehren richtiges Lernen. Die OJAD besteht seit 30 Jahren. Die Palette an Angeboten reicht von mobiler Jugendarbeit, dem Pflichtschulabschlussprojekt Albatros, den Arbeitsmöglichkeiten bei Job Ahoi, dem Kulturcafé Schlachthaus, den Offenen Betrieben in den Jugendtreffs Arena und Mädchen*treff, bis hin zu verschiedensten Projekten. All die Jahre ist zudem vor allem ein Ort für Begegnung auf Augenhöhe.