Franz Thaler - Bewährter Helfer in der Bewährung

Damit verurteilte Straftäter:innen nicht wieder rückfällig werden, bietet der österreichische Staat Bewährungshilfe an. Für die Umsetzung ist österreichweit der Verein Neustart zuständig. Hier arbeiten viele Bewährungshelfer:innen ehrenamtlich, so wie Franz Thaler. Vor dreieinhalb Jahren begann er – nach einer entsprechenden Ausbildung -  sich als ehrenamtlicher Bewährungshelfer zu engagieren. Er weiß natürlich, dass sich die gesamte Bewährungshilfe in einem Zwangskontext abspielt. Seine Klienten müssen auf Anordnung des Gerichts Bewährungshilfe in Anspruch nehmen und im Hintergrund lauert ständig die Möglichkeit des Widerrufs der bedingt nachgesehenen Strafe, wenn die Bewährungsauflagen nicht eingehalten werden. Dies kann im schlimmsten Fall auch eine Inhaftierung in die Justizanstalt bedeuten. Daher ist es entscheidend, Vertrauen aufzubauen. „Vertrauen bildet eine wichtige Voraussetzung und das gelingt nur, wenn die Menschen spüren, dass es dir ein wirkliches Anliegen ist, für sie da zu sein, dass du in ihrer Sprache spricht und an ihrer Seite stehst“ erklärt Franz Thaler seine freiwillige Arbeit. Das ist oft eine Herausforderung, da die allermeisten der verurteilten Straftäter:innen - zumeist sind es Männer - in ihrem Leben viele schmerzliche und negative Erfahrungen gemacht haben, häufig ihre verletzliche und verletzte Seite hinter einem Panzer der Stärke und Dominanz verborgen haben. Andere wiederum sind sehr ängstlich und unsicher. Franz Thaler erzählt, wie einer seiner fünf Klienten, dem er freundschaftlich aufmunternd auf die Schulter klopfen wollte, zusammengezuckt ist und schützend die Hände vor sein Gesicht genommen hat. Franz Thaler ist es ein Herzensanliegen, seinen Klienten zu helfen. Er ist ihnen behilflich bei der Absicherung ihrer Existenzgrundlagen, gibt Hilfestellung für die notwendigen Veränderungen im Leben und steht diesen in Krisenphasen und kritischen Momenten mit Rat und Tat bei. Viele seiner Klienten haben zum ersten Mal in ihrem Leben erfahren, dass da jemand ist, dem sie wirklich wichtig sind und der um sie mit seiner ganzen Kraft kämpft. Liebevoll nennt er sie „meine Buben“.

Um wirksam zu sein und sie auf deren oftmals steinigen Weg gut zu begleiten, braucht es aber nicht nur freundliche Worte und Aufmunterung. „Manchmal braucht es auch einen Schuss vor den Bug ich muss deutliche Worte sprechen um ihnen bewusst zu machen, dass es ihre letzte Chance ist, die sie nutzen sollten“, sagt Franz Thaler. Wenn Straffällige auch eine innere Verantwortung für ihre Tat übernehmen, Reue zeigen und sich irgendwann davon distanzieren können, ist die Chance wesentlich höher, nicht mehr rückfällig zu werden. Franz Thaler ist im Laufe seiner Tätigkeit routinierter und sicherer geworden. Die Begeisterung und das Kribbeln sind aber noch immer da. Sichtlich bewegt erzählt er von einem Klienten, der in Aussicht auf das Ende der Bewährungshilfe in einem Jahr gemeint hatte: „Wir treffen uns danach aber schon noch hin und wieder auf eine Zigarette“, da wusste er, „ja, da bist Du richtig.“

Neustart

Seit 1957 arbeitet der Verein NEUSTART in den Bereichen Straffälligenhilfe (Bewährungshilfe, Haftentlassenenhilfe), Opferhilfe und Prävention. Der Verein bietet Einzelnen und der Gesellschaft Hilfen und Lösungen zur Bewältigung von Konflikten und zum Schutz vor Kriminalität an. NEUSTART beschäftigt 650 haupt- und rund 1.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zählt damit zu einer der größten Non-Profit-Organisationen in Österreich. In Vorarlberg engagieren sich im Verein 53 ehrenamtliche Bewährungshelfer:innen. Haben Sie Interesse an dieser wichtigen, bereichernden, aber auch herausfordernden Tätigkeiten, dann nehmen Sie Kontakt auf mit Johannes Pircher-Sanou, dem Leiter der Einrichtung Neustart Vorarlberg. Telefonisch unter T +43 5574 455 90 oder per E-Mail an johannes.pircher-sanou@neustart.at. Mehr Informationen über die Tätigkeiten des Vereins finden Sie unter www.neustart.at.